Sonntag, 28. April 2013

Highlight Nr.1 Taman Negara

Der Taman Negara bildet zusammen mit zwei angrenzenden Schutzgebieten ein über 4000 Quadratkilometer großes Paradies auf der malayischen Halbinsel. Der 130 Millionen Jahre alte Regenwald ist angeblich der älteste der Erde. Hier gibt es auch Tiger, wilde Elefanten, schwarze Panther usw. Das Gebiet wirkt wie das schlechte Gewissen West-Malaysias, das sonst hauptsächlich von Palmöl-Plantagen bedeckt ist und ziemlich trist wirkt.
Die 60 km lange Anfahrt mit dem Boot von Kuala Tembeling ließ Amazonas-Feeling aufkommen. Das Headquarter des Nationalparks liegt am gegenüberliegenden Ufer von Kuala Tahan, einem kleinen Dorf, in dem wir unsere Unterkunft bezogen. In der ersten Nacht gab es erst mal ein richtig lautes Tropengewitter. Am nächsten Tag ging es dann per Boot zum Hauptquartier, wo wir uns über einen Mehrtagestrek erkundigten, den wir evtl. laufen wollten. Wir hatten es schon geahnt: "Mehrtagestreks nur mit Guide". Die Erklärung war einfach und einleuchtend. Es haben sich schon öfter Leute verlaufen und letztendlich bekommen dann die Ranger von oben gewaltige Schwierigkeiten, also nur noch mit Guide. Auch die Idee, einfach loszulaufen, ließen wir fallen, da es im Gegensatz zu Thailand hier hohe Geldstrafen geben kann. Mit Guide kam für uns gar nicht in Frage. Für nur zwei Personen ist ein Guide hier recht teuer und in größeren Gruppen durch den Wald schießen will man auch nicht wirklich. Dann begnügen wir uns eben mit Tagestouren.
Die Wege sind hier in drei Zonen eingeteilt. In näherer Umgebung vom Headquarter gibt es "Holzplankenwege", auf denen man wohlbehütet durch den Wald laufen kann. In der weiteren Umgebung wird ein Guide empfohlen und man läuft auf verwachsenen markierten Dschungelpfaden. Für alles ab 10km ist dann ein Guide vorgeschrieben.
Der Wald hier ist echt beeindruckend. Aber Tiere sind hier schwer ausfindig zu machen. Einen Tiger hat hier noch kein Tourist gesehen, allerhöchstens Spuren. Man entdeckt eher Vögel, Insekten, riesige Tausendfüßler, Spinnen und mit etwas Glück auch Affen.
Ein Tier findet man besonders leicht oder besser, sie finden einen: Meine Freunde, die Leeches (Blutegel). Die Wege sind voll von den Biestern. Sie kriechen über die Schuhe, die Hose und das Shirt bis sie eine Öffnung finden. Kleinere Exemplare schaffen es durch die Maschen von Socken. Anne kann ein Lied davon singen. Bei mir ist der untere Rücken ihre Lieblingsstelle. Beim Wandern sammelt man sich einige ein. Mit Wärme- und Tastsensoren können sie ihr Ziel über Meter ausmachen. In Malaysia gibt es die Braune Leech und die Tiger Leech. Beide vollkommen harmlos, die Tigerleech muß angeblich etwas stechen. Wir hatten bisher nur das Vergnügen mit Braunen Leeches. Nach 15 Minuten ist alles vorbei und die Leeches lassen sich vollgesaugt fallen- für die Einheimischen normal, für uns noch sehr sehr gewöhnungsbedürftig. Es scheint kein Kraut dagegen gewachsen zu sein, bisher hat kein Tipp geholfen. Eine Blutfüllung reicht ungefähr ein Jahr - sehr effizient. Ganz klar, wenn wir hier wandern wollen, müssen wir uns damit abfinden, denn die fängt man sich oft ein. Immerhin übertragen sie keine Krankheiten.
Auch bei den Tageswanderungen sind die Pfade teilweise so unwegsam wie in Neuseeland, so dass es nicht langweilig wird. Aber auf die Leeches würden wir gerne verzichten :)
Eine Guided Tour haben wir dann doch noch gemacht, nämlich einen kurzen "Nightwalk". Wir hatten Glück und waren nur zu zweit. Mit Taschenlampen ging es los. Der Guide hat für uns einige Tiere entdecken können, u.a. Vogelspinnen, so groß wie eine mittlere Pizza, große fluoreszierende Skorpione, ein Tapir und einen Flying Lemur ( sieht man ganz ganz selten). Mit unserem Guide hat es echt Spaß gemacht. Da wahrscheinlich alle Parks in Malaysia so gestrickt sind, dass man entweder nur per Tour oder mit Guide rein darf, müssen wir uns wohl daran gewöhnen. Unser Guide hatte übrigens einen sensationellen Rekord: Er hatte sich auf einer 3-Tages-Wanderung 90 Leeches eingefangen. Das glaube ich ihm gerne.
Taman Negara war etwas sehr Positives auf unserer Malaysiareise, die bisher eher ernüchternd verlief. Momentan ist hier Nebensaison und es ist nicht viel los. In den Schulferien sollte man nicht kommen. Da steht man schon mal mit 1000 anderen Besuchern 3 Stunden am Canopy Walk an.
Nach fünf Tagen Taman Negara sind wir jetzt wieder in Kuala Lumpur.