Donnerstag, 3. Oktober 2013

Ein Tropensturm ist im Anmarsch, unsere Weiterreise verzögert sich

Heute sollte unser Radabenteuer Mexiko eigentlich weitergehen. Aber: ein Tiefdruckgebiet macht sich gerade hier breit, was möglicherweise starken Regen und Gewitter mit sich bringt. Wen es interessiert: Hier holen wir uns die Infos. Seit gestern ist es hier ziemlich stürmisch und im Landesinneren hängen dicke dunkle Wolken. Da wir das Wetter schlecht einschätzen können und nichts riskieren wollen, sitzen wir die Schlechtwetterfront einfach mal aus. Fahren dann voraussichtlich am Samstag weiter. Die Wohnung ist frei, wir haben Zeit und eigentlich kann uns nichts besseres passieren. Sonne, Strand, Kokospalmen, gutes Essen. Wir kommen hier endlich mal wieder zur Ruhe, was uns in den letzten Monaten nicht so gelingen wollte. Uns wurden Bootsausflüge angeboten, wir lehnen aber ab. Wäre sicher ganz nett, aber wir werden in den nächsten Wochen noch genug erleben. Und das sicher für weniger Geld, die Ausflüge sind nämlich ziemlich teuer. Außerdem ist es hier keineswegs langweilig.
Vorgestern standen wir in einem der kleinen Läden hier in Dorf, während ein junger Kerl offensichtlich kräftig geklaut hat. Die Verkäuferinnen wurden unruhig, dadurch merkten wir, das etwas nicht stimmt. Eine griff zum Handy und murmelte immer wieder etwas von policia. Die kam dann auch gleich mit 4(!) bewaffneten Männern und führten den Kerl in Handschellen zu Fuß durch das Dorf ab. Die Nachbarn waren in heller Aufregung. Den Reaktionen nach zu urteilen, passiert so etwas hier sehr selten. Und wir stehen mittendrin...
Nachdem Thomas sich diese Woche nun schon zum 3. Mal auf unserer Weltreise als mein Friseur bewiesen hat, wollte ich mich mal revanchieren. Nach seinem Friseurabenteuer auf Bali dachte ich schon: "Das kann ich auch." Und gestern haben wir uns (beide mit einem mulmigen Gefühl) mal rangewagt. Das Ergebnis kann sich zeigen lassen:-) Trotz miserabler Scheren und ohne Kamm:-) So kann ich ihm wenigstens die lästigen Friseurbesuche ersparen. Wobei die Geschichten, die er immer vom Friseur mitgebracht hat, wirklich lustig waren:-) Neben Bali erinnere ich mich noch an den Chinesen in Kuala Lumpur, der Thomas sehr korrekt uns geschäftstüchtig bedient hat. Oder den stylischen Friseur auf Fiji, der immer wieder betont hat, dass er schön im Flow schneidet, dass bloß keine Stufe entsteht. Herrlich!:-)
Und noch etwas: Heute sollte Hitler kommen. Kein Witz! Mattias meinte, heute kommt ein Schreiner vorbei, der eigentlich Marcelo heißt, aber den Spitznamen Hitler trägt. Er kam nicht. Vielleicht mañana? :-)

Bisher gefällt es uns hier richtig gut in Mexiko. Normalerweise brauche ich immer ein paar Tage, um mit Land und Leuten warm zu werden, bin eher abwartend, mißtrauisch. Die Mexikaner machen es uns jedoch sehr leicht: sie sind sehr herzlich, nicht zu aufdringlich und irgendwie unkompliziert. Trotz unserer eher schlechten Spanischkenntnisse kommen wir ganz gut klar. Manchmal bekommen wir auf eine Frage einen ganzen Redeschwall zu hören, von dem ich vielleicht 5 Wörter verstehe und mir den Rest zusammenreime. Ich muss dabei immer wieder an hochgradig schwerhörige Menschen denken, denen es im Alltag oft so geht (mein beruflicher Hintergrund lässt grüßen...). Statistisch gesehen, versteht man mit hochgradiger Schwerhörigkeit trotz Hörgerät 3 von 10 gesprochenen Wörtern, muss also ständig nachfragen oder interpretieren... und das in der Muttersprache.