Montag, 15. Juli 2013

Das Leben als Weltreisende

Wie ist das so auf einer Weltreise: ein Leben aus dem Rucksack, ständig unterwegs, zwischen fremden Menschen in fremden Kulturen...

Alle Habseligkeiten in einem bzw. zwei Rucksäcken:
Anfangs war die Umstellung für mich schwer. Als nach 2 Wochen schon die ersten Dinge kaputt gingen, sah ich mich in einem halben Jahr mit einem Rucksack ohne Inhalt, zumal es viele der speziellen Ausrüstung nur in Fachgeschäften gibt, in vielen Ländern schwer bis garnicht zu finden sind. Das gibt sich mit der Zeit. Zuerst lernt man zu improvisieren, repariert Schuhe auch mal mit Zahnseide, was übrigens prima hält:-) Inzwischen sind nur noch Pass, Kreditkarten, etwas Geld, Fotos und ein Handy die einzigen wirklichen Wertsachen. Der Rest: ersetzbar. Irgendwo und irgendwann. Falls uns jemand das Gepäcks klauen möchte, soll er es tun und damit glücklich werden. Vor allem in der Woche zuhause haben wir schnell gemerkt, dass wir nur noch ganz wenig brauchen. Der Inhalt meines Rucksacks hatte so um die 17kg haben, meist verteilt auf den großen Rucksack und einen Tagesrucksack, in dem die Wertsachen sind. Viel Holz, zumal ich den ganzen Kram nur auf Trekkingtouren brauche – in Asien hätte alles, was ich brauche, in eine Alditüte gepasst. Das ist manchmal blöd, aber sobald ich etwas wegschmeisse, brauche ich es am nächsten Tag:-/

Täglich in fremden Betten oder im Zelt:
Kein Problem. Das nervigste ist das ständige Ein- und Auspacken. Wenn es mir einmal nicht gut geht, träume ich von meinem eigenen Bett und unserer Wohnung drumherum. Ansonsten stört mich das Nomadenleben nicht. Bettwanzen und Kakerlaken, Mücken, Sandfliegen und Krabbelviecher kommen (selten) vor, aber das gehört dazu und inzwischen bekommen alle tierischen Gäste, die wir mehr als 1x sehen, einen Namen.
Meist schauen wir uns Zimmer oder Campingplätze vor der Miete an oder lesen uns durch die Bewertungen im Internet. Wichtigstes Mitbringel sind und bleiben Ohropax, Klopapier und ein leichter Schlafsack.

Ernährung:
Abgesehen von Asien haben wir selbst gekocht und wahrscheinlich einen ganzen Laster voll gebackene Bohnen und Weißbrot gegessen. Oft gab es Nudeln, Eier, Würstchen, Toastbrot, Müsli, Kekse und je nach Preis und Vorkommen Obst und Gemüse oder Ersatz in Tablettenform. Im Prinzip aßen wir, auf was wir Lust hatten, waren außerhalb von Asien aber recht anspruchslos. Wenn etwas zu teuer war, verging uns schnell der Appetit darauf. In Asien waren wir auf das Angebot in Garküchen und auf Märkten angewiesen, was eine große Umgewöhnung war - sowohl für den Kopf als auch für den Darm. Selbstversorgung ist fast unmöglich, was beim Zelten zu einer Herausforderung wird. Da gab es dann auch mal Haferflocken mit Wasser und Obst oder Zucker zum Frühstück. Nicht besonders lecker, aber macht satt.
Was nicht fehlen darf ist Kaffee. Ich glaube, ich bin süchtig danach... Zwar trinken wir fast ausnahmslos Instantkaffee, aber wer stellt schon Ansprüche, wenn es um Suchtbefriedigung geht?
Alkohol ist hingegen selten geworden, was uns selbst wundert. So sparen wir viel Geld und wenn es dann doch mal ein Bierchen gibt, wirkt es umso schneller;-)

Reisen als Paar:
24-Stunden-Beziehung - funktioniert das? Ja. Aus Studienzeiten wussten wir, dass es klappen kann - und das tuts. Wir sind sehr gerne zusammen und sind froh, dass wir die vielen kleinen und großen Abenteuer miteinander teilen können. Wir scheinen uns recht gut zu ergänzen und wissen inzwischen ziemlich genau, wie der andere tickt.

Jeden Tag auf Reisen:
Wir werden oft gefragt, ob uns das nicht zuviel wird, wir nicht irgendwann den Kopf voll haben. Darauf können wir nur antworten: Nein! Wir haben uns ein gemütliches Reisetempo angewöhnt, machen Pausen und haben wenig Wert auf das Abklappern von Sehenswürdigkeiten gelegt sondern uns lieber unter die Leute gemischt oder in den Nationalpark verkrochen, um so viel wie möglich von dem Leben im jeweiligen Land oder auch der Natur mitzubekommen. Ich empfinde es als Vorteil, nicht allein unterwegs zu sein: wir können Erlebnisse miteinander teilen und Erfahrungen austauschen. Natürlich geht auch vieles verloren, aber zu zweit kann man sich mehr merken und jeder hat andere Erinnerungen an ein Land oder eine bestimmte Zeit.
Das einzige, was uns angestrengt hat und was auf Dauer zu viel werden kann, waren lange, holprige Bus- oder Autofahrten oder extremer Lärm. Manchmal auch Dauerregen.