Donnerstag, 10. Januar 2013

Mt. Cook - Im Tal der Steinlawinen

Im Mt. Cook Nationalpark haben wir im Hookervalley auf einem DOC Campsite übernachtet. Die Möglichkeiten für "normale" Wanderer sind hier sehr beschränkt. Das Gebiet ist sehr instabil, mehrere Gerölllawinen und Felsabgänge sind an der Tagesordnung und nicht zu überhören. Viele Menschen haben hier schon ihr Leben gelassen. Die Namen kann man im Info-Center dort nachschlagen - eine lange Liste. Generell herrschen in den Südalpen schon ab 1700 Meter hochalpine Verhältnisse, wie ich sie in den europäischen Alpen erst ab über 2500 Meter kenne. Dennoch haben wir ein paar durchaus schöne Halbtageswanderungen machen können - Hooker Valley, Red Tarn und weiter hoch bis zum Kamm, Müller Hut auf 1800 Meter inklusive Schneefelder. Über der Baumgrenze haben wir einen Kea gesehen. Der Arme hatte mit den starken Windböen zu kämpfen.

Nach ein paar Tagen war Starkregen gemeldet und Wind bis zu 140 km/h. Daher sind wir dann weitergefahren an den Lake Tekapo, wo wir den Sturm in einem Zimmer ausgesessen haben.

Gerade eben sitzen wir im Bus nach Christchurch, die Stadt, die in den letzten Jahren wegen der starken Erdbeben durch die Medien ging.

Der Reiseteil Neuseeland ist nun fast beendet. Wir hatten hier meistens eine schöne Zeit. Wir haben schöne Landschaften gesehen, konnten schöne Wanderungen machen und haben ein paar nette Leute getroffen. Dennoch muß ich sagen, daß unsere Erwartungen nicht erfüllt wurden. Vieleicht liegt es daran, dass durch die Reisereportagen, Reiseführer und Reisevermarktung ein etwas verfälschstes Bild von Neuseeland entsteht. Jeder kennt diese Bilder von Seen in weitläufiger Berglandschaft, die mit Regenwald behangenen Hügel an der Küste, die an einem schönen Strand enden usw., das alles in einsamer, unberührter Wildnis. All das gibt es auch zumindest auf der Südinsel. Was aber auf den Bildern und in Reportagen schnell mal ausgeblendet wird sind die 100en Touristen, die jeden Tag in Reisebussen und Campervans an den landschaftlichen Höhepunkten haltmachen. Oft sind hier richtige Touristennester und die passende touristische Infrastruktur entstanden, die der Landschaft einen großen Teil ihres Reizes nehmen. In der Realität ist plötzlich alles nicht mehr so wild und idyllisch. Actionevents sind an der Tagesordnung. Die Nationalparks wirken oft wie Touristensights, durch die Touristenmassen geschleust werden, damit sie dort ihr Foto machen können und das teure Mittagessen beim zweistündigen Aufenthalt im Restaurant Vorort genießen können . Man muss schon weit laufen, um ein "Gefühl" von Wildnis und traumhafter Natur zu bekommen, wie auf Fotos oft vermittelt wird, abseits der leicht zugängigen Wege.

Die landschaftlichen Schönheiten befinden sich hauptsächlich in National- oder Forestparks - bis auf ein paar Ausnahmen. 70 Prozent des ursprünglichen Waldes wurde in Neuseeland leider abgeholzt oder brandgerodet, so dass die Wege zwischen den Parks meist durch trist und öde wirkende Farmlandschaften führen. Den Fehler hat man zum Glück erkannt und das Department of Conservation wacht jetzt mit Argusaugen wirklich vorbildlich über das übrig gebliebene Stück wilder Natur. Der stark dezimierte Vogelbestand scheint sich laut lokaler Quellen zumindest in den Parks zu erholen. Durch die Rodung und Einführung fremder Räuber wurde den Vögeln stark zugesetzt, darunter der Nationalvogel, der Kiwi. Obwohl unsere Reise viele schöne Seiten der Länder aufzeigt, ist es uns wichtig auch die negativen Seiten zu beleuchten, die gerne in Reiseberichten, Reportagen und von der Tourismusbranche ignoriert werden. Leider sind dies allzu häufig Umweltprobleme und die negativen Folgen von exzessiven Tourismus.