Donnerstag, 9. Januar 2014

Paracas, die Islas Ballestas und die Weiterreise

Mit dem Bus fuhren wir also nach Paracas. Wir waren nicht sicher, ob unsere Räder mit in den Bus können, aber das war gegen einen Gepäckaufpreis dann kein Problem. Ein Problem war eher deren Umgang mit den Rädern. Mal schauen, was die Räder so aushalten:-)
Paracas war irgendwie anders als erwartet. Eine Wüstenstadt, die irgendwie zerfallen und im Wiederaufbau scheint. So zeigten sich uns auf der Busfahrt alle Städte an der Küste, was wohl mit dem Erdbeben von 2007 zusammenhängt. Verlässt man Lima, sieht man auf einmal unglaublich viele einfach Bambus- und Lehmhütten und halbfertige Häuser, unglaublich viel Müll und Peru scheint auf einmal sehr arm.
Die Landschaft ist karg, Sandünen und Wüste soweit man schauen kann. Wir waren ziemlich erstaunt, da wir von Peru immer andere Bilder im Kopf hatten: Berge, grün, bunte Menschen und Alpakas. Davon bisher keine Spur:-)

Paracas besucht man hauptsächlich wegen der Islas Ballestas, einem Nationalpark, der aus vielen kleinen Inselchen besteht, die von tausenden von Vögeln (Guanos, Pelikane, Tölpel, Möwen, Reiher uvm.), Seelöwen und Pinguinen bewohnt sind. Dort hinaus kommt man mit einer Bootstour. Vorbei an einer Geoglyphe (kennt man als Nasca-Linien, gibt es aber nicht nur bei Nasca) fuhren wir mit zahlreichen anderen Touristen in Speedbooten zu den Inseln, wurden dort 1 Stunde herumgeschippert und konnten unzählige Fotos machen. Highlight waren natürlich die 7 Humboldt-Pinguine, die sich heute zeigten. Alle Frauen an Board brachen in Entzücken aus;-) Alles in allem ein toller Ausflug, so viele Tiere auf so kleinem Raum sind beeindruckend, der Gestank übrigens auch;-) Alle 7 Jahre wird an der Insel Tonnenweise Vogelmist abgetragen, der dann hier in der Region als Düngemittel benutzt wird.
Auf dem Boot selbst durften wir mal erneut die Zickigkeit der Peruaner erleben. Eine 8köpfige Familie wollte zusammen sitzen (viele Kinder dabei), aber keiner der Landsleute, die gebeten wurden, sich umzusetzen, tat dies. Dies zog sich etwa 10 Minuten hin, die Anwesenden benahmen sich wie bockige Kinder und als das Bootspersonal aufgab, dauerte es keine 2 Minuten und ein Pärchen gab den Platz frei. Was war das denn??

Nachmittags weihten wir unsere Räder auf peruanischem Boden ein: wir fuhren in das Naturreservat Paracas, einer Halbinsel mit unglaublich schöner Wüstenlandschaft, Steilklippen und Stränden. Wir hatten auf der Hinfahrt mächtigen Gegenwind und ganz schön zu treten. Ein paar Stunden sind wir in der Wüste herumgeradelt und haben die Landschaft genossen. Sehr extrem und sehr schön. Für solche Momente lohnt sich die Mitnahme der Räder bisher noch.

Am nächsten Tag sollte unsere Reise durch Peru weitergehen. Nachdem wir auf der Busfahrt Lima-Paracas schon einen Blick auf die Panamericana werfen konnten, war schnell klar, dass wir keine Etappe auf ihr mit dem Rad fahren (ich hatte die Strecke Paracas-Ica im Kopf). Also kauften wir uns ein Busticket ins weit entfernte Arequipa. Ganze 15 Stunden waren wir im Bus unterwegs! Allerdings sind die Luxusbusse hier sehr komfortabel, so dass man das schon mal machen kann: Liegesitze, Filme, Boardservice usw. Die Landschaft änderte sich auf den ca. 800km nicht wesentlich, aber war toll anzuschauen. Die Nasca-Linien sahen wir nur von unten, aber das genügte uns. Arequipa liegt im Süden Perus auf ca. 2300m. Laut Wetterbericht regnet es hier. Wir werden schauen, ob wir von dort auf überhaupt weiter hoch in die Anden fahren oder uns auf den Weg nach Chile machen. Um Cusco und den Titicacasee scheint es momentan doch sehr viel zu regnen, man liest von Erdrutschen und Busunglücken. Uns war von vornherein klar, dass wir hier nicht viel wandern werden können, es ist einfach die falsche Jahreszeit dafür.

Wir sind jetzt noch nicht lang in Peru, aber so richtig warm werden wir hier nicht. Der Reiseführer ist voller Warnhinweise, die Sicherheitsvorkehrungen von Busunternehmen und Hotels ungewohnt extrem. Es scheint also etwas dran zu sein, dass es hier für Touristen nicht ganz ungefährlich ist. Wir lassen uns ja nicht so leicht beunruhigen, aber ein mulmiges Gefühl hinterlässt dies schon. Hinzu kommt, dass Peru unerwartet teuer ist und Gebühren für Dinge verlangt werden, die sich uns noch nicht ganz erschließen, beispielsweise 20€ Eintritt für den Colca Canyon, ein Tal/Schlucht hier bei Arequipa. Warum für eine Landschaft Eintritt zahlen? Ein Nationalpark ja, ein Naturreservat oder Museum oder auch ein Aussichtspunkt gerne, aber eine Landschaft?!
Nunja, wir sind hier gelandet, da der Flug günstig war und machen nun Peru im Schnelldurchlauf. Ich bekomme langsam das Gefühl, Peru ist eines der Länder, welches man besser mit einer effizienten Studienreise bereist: bereits bezahlt, gut organisiert und durch die kulturellen Highlights Perus geführt.