Mittwoch, 4. Dezember 2013

Ankunft in Bajas Traumlandschaft: Valle de los Cirios

Manchmal lohnt es sich durchzuhalten. Ich muss gestehen, unsere ersten Tage hier in der Baja California haben mir bis auf 2 Ausnahmen (Strandnachmittag und erste Wüstenfahrt) überhaupt nicht gefallen, ich habe mich des Öfteren nach dem Sinn gefragt und als der Verkehr bis ins Unerträgliche (und auch Unvernünftige, wenn man an das Risiko dabei denkt) zunahm, haben wir uns ernsthaft darüber unterhalten abzubrechen. Aber wir hatten Bilder gesehen und Berichte von anderen Radreisenden gelesen, die sehr beeindruckend waren, also beschlossen wir die Zähne zusammen zu beißen und weiter zu radeln. Schon am nächsten Tag wurde der Verkehr weniger und die Landschaft schöner und so verbesserte sich auch zum Glück auch wieder meine Motivation und Laune.
Hinter El Rosario fuhren wir eine sehr anstrengende Etappe rein in die Berge, von Meereshöhe auf ca. 600m, allerdings immer wieder auf und ab, so dass wir zwar nette Abfahrts-Erholungspausen hatte, aber am Schluss sicherlich das Doppelte an Höhenmetern gefahren sind. Sowohl die Landschaft, wunderbare Ausblicke und erste Riesen-Kakteen, aber auch vorbeifahrende Auto- und LKW-Fahrer motivierten uns immer wieder. 2 Mexikaner hielten sogar an und stellten uns 2 Äpfel an den Straßenrand, länger halten war an der Stelle nicht möglich und wir brauchten an der Steigung etwas länger bis wir bei den Äpfeln waren:-) Irgendwann war auch der letzte heftige Aufstieg geschafft und es wurde etwas flacher.
Auf den 120km von El Rosario nach Cataviña wurde die Umgebung immer schöner, die Kakteen immer zahlreicher. Es ist eigentlich unmöglich zu beschreiben, wo wir hier durchfahren. Wir können selbst kaum glauben, was wir da sehen: Kakteen in allen Formen und Farben, wie aus dem Bilderbuch. Ein riesiger Kakteen-Felsengarten, besser kann das kein Landschaftsgärtner arrangieren. Ja, wir haben Fotos davon gesehen, aber nichts kann die Schönheit wirklich wiedergeben...
Wir haben auf unserer Reise schon viele beeindruckende Landschaften gesehen, selten waren wir beinahe überfordert damit. Vielleicht liegt es auch daran, dass wir uns die Berge per Rad "erarbeiten", mittendrin sind und nicht hinter Autoglas durchfahren und dadurch mehr "erleben". Ich weiß es nicht. Die typischen Säulenkakteen werden bis zu 16m hoch, 200 Jahre alt, der Stamm gleicht dem hölzernen Stamm eines alten Baumes. Wir sehen riesige Kugelkakteen, Schlangen- und Feigenkakteen, Agaven, Sukkulenten, in trockenen Flussbetten sieht man dann auch mal ein grünes Tal (Bäume, manchmal auch Palmen).
Ca. 20km von Cataviña wurde das ganze noch getoppt durch riesige Felsen zwischen den Kakteen.  Wir mussten alle 2km anhalten, um Fotos zu machen oder einfach nur zu schauen. 2 Nächte haben wir bisher in dieser unglaublichen Landschaft gezeltet, toller Sternenhimmel inklusive und es folgen ganz sicher noch mehr. Hier darf man endlich mal wild zelten und mit den Rädern kann man sich auch wunderbar verstecken, was mit dem Auto ja immer ein Problem war. Die einzige Sorge, die wir hier haben, ist, das wir genügend Wasser dabei haben. Versorgungsmöglichkeiten sind dünn gesät und unsicher, damit muss man die Tage gut planen.
Gestern haben wir uns in Cataviña ein Zimmer genommen, um mal wieder zu duschen und heute wollten wir aber gleich wieder raus. Allerdings zieht gerade schlechtes Wetter auf, als der Nieselregen bei 15°C begann, sind wir nach 5km umgekehrt. Es wäre einfach zu schade, diesen tollen Abschnitt wegen miesem Wetter schnell zu durchfahren.