Das, was wir da am Flughafen erlebt haben, passt so in unser bisheriges Bild von Mexiko. Es war der Día de la Revolución, der seit fast 100 Jahren gefeiert wird. Offensichtlich ist das nicht planbar, also steht dann halt 2 Stunden alles still (vermutlich wegen einer Parade, mehr konnten wir nicht rausbekommen), das anschließende Chaos wird von allen ohne Murren in Kauf genommen: der Flughafen platzte aus allen Nähten, Flüge waren nur teilweise angeschrieben, bei der Airline wurde man von A nach B geschickt, bis mal eine konkrete Info kommt. In Deutschland werden Streiks 1 Woche vorher angekündigt und ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, wie das so manchen in Panik versetzte, ein Flieger könnte nicht oder verspätet gehen;-) In Mexiko ist nichts auch nur 1 Tag vorher planbar, wie uns viele hier Lebende bestätigt haben. Wir üben uns weiterhin in (noch größerer) Gelassenheit und lernen die Unverbindlichkeit zu unserem Vorteil zu nutzen.
Wir erreichten Tijuana dann dank Zeitverschiebung noch am frühen Abend. Der von uns angeforderte Shuttleservice vom Hotel war wie erwartet nicht da, also nahmen wir ein Taxi. Mit unseren Rädern sorgten wir wieder für viel aufsehen, wie schon in Cancun passten die Radkartons nur ganz knapp in das Taxi, Thomas saß die 10 Minuten in einem freien Spalt auf der umgeklappten Bank.
In Tijuana erwarteten uns Temperaturen von ca. 16°C, von der tropischen Schwüle keine Spur mehr, wir sind jetzt im Norden des riesigen Landes Mexiko. So weit im Norden, dass ein paar hundert Meter weiter die Grenze zur USA ist. Tijuana ist Grenzstadt, ca. 20km nördlich liegt die Stadt San Diego, Kalifornien. Der Grenzübergang ist der meistfrequentierte der Welt. Tijuana hat 1.5 Mio. Einwohner und ist bekannt für Drogenschmuggel (wie jede nordmexikanische Stadt) und günstiges Nightlife für Nordamerikaner. Da auch viele Mexikaner den American Dream träumen, versuchen viele, meist illegal über die Grenze zu kommen. Tijuana war vor ca. 100 Jahren noch ein kleines Dorf, heute wächst es jährlich um 100000 Einwohner - darunter viele Mexikaner, die auf ihre Reise in das "Land der unbegrenzten Möglichkeiten" warten.
Tijuana ist bis zur Grenze verbaut, auf nordamerikanischer Seite hingegen sieht man einen mehrere hundert Meter breiten Grenzstreifen und Wachtürme. Die Grenze wurde in den letzten Jahren von nordamerikanischer Seite auf seiner ganzen Länge (ca. 3200km) ausgebaut, die Bewachung verstärkt. Am Strand von Tijuana reicht eine Grenzmauer mehrere hundert Meter ins Meer hinein. Der mexikanische Präsident verglich diesen Zustand mit der Berliner Mauer und auch wir sehen beim Anblick Parallelen.
Die letzten Tage und auch heute regnet es ein wenig: Nieselregen und Nebel, irgendwie Novemberwetter, es zieht uns nicht raus. Morgen soll das Wetter besser werden, also
werden wir die Stadt morgen (Samstag) mit den Fahrrädern verlassen. Unser Plan ist, die Baja California in ihrer gesamten Länge zu beradeln, überwiegend auf der Mex1, der Hauptstraße, die bis hinunter nach La Paz und Cabo San Lucas führt. Es wird ein paar Tage dauern, bis wir die Wüstenregion erreichen, auf die wir uns so freuen. Bis dahin fahren wir durch dichtbesiedeltes Gebiet, u.a. Urlaubsregion für trink - und feierfreudige Nordamerikaner.